#zügigsicherundbequem - auch im Winter
Rund 20 Zentimeter Neuschnee erwartete die Leipziger*innen am Sonntag. Bereits in der Nacht waren zahlreiche Winterdienststreufahrzeuge unterwegs - doch die Radwege blieben unangetastet.
Am Sonntagmorgen packten einige Freiwillige mit den Schneeschippen selbst an, um die benutzungspflichten Radwege rund um den Bayerischen Platz vom Schnee zu befreien. Sie taten dies nicht nur, um mit der Bewegung an der frischen Luft einen triftigen Ausgehgrund zu haben, sondern auch um gemeinschaftlich (unter den Bestimmungen der aktuellen Corona-Schutzverordnung) anzupacken, bis die Stadt Leipzig sich verantwortlich zeigt. „Ich möchte, dass der Zusage des Oberbürgermeisters Burkhard Jung zum Räumen und Streuen von Radwegen endlich Taten folgen. Dass es in Leipzig noch keineswegs selbstverständlich ist, dass wichtige Radmagistralen auch im Winter sicher befahrbar sind, habe ich vor zwei Wochen an der vereisten Sachsenbrücke gesehen“, so eine Teilnehmerin und Fahrradfreundin vor Ort.
Dass es auch anders geht, zeigt die finnische Stadt Oulo: "Oulu ist die fünftgrößte Stadt in Finnland – und ist mit über 200.000 Einwohnern größer als Genf oder Basel. Dort werden 20 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. 50 Prozent der Bevölkerung geben an, auch im Winter Fahrrad zu fahren. In Oulu liegen die Temperaturen von November bis März fast immer unter dem Gefrierpunkt, im Januar und Februar ist es im Durchschnitt kälter als 10 Grad Celsius unter Null. An rund 100 Tagen pro Jahr schneit es. Das hält die Leute nicht vom Velofahren ab, im Winter sind so viele Menschen auf Fahrrädern unterwegs wie im Sommer. 'Minustemperaturen hindern niemanden am Radfahren' – ein schlechter Winterdienst und eine miese Infrastruktur dagegen schon", so ZEIT Online.
Nach ungefähr 30 Minuten waren am Bayrischen Platz die Wege im Herzen des Leipziger Zentrums wieder befahrbar, und die ersten Radfahrenden zeigten sich sehr dankbar, denn sie mussten nicht mehr, wie in der StVO vorgeschrieben, auf die Straße ausweichen. Mit dieser spontanen Aktion wurde damit eine wichtige Radmagistrale vom Schnee befreit, ganz so wie es ein Urteil vom Bundesgerichtshof für Städte und Kommunen vorschreibt und dazu verpflichtet, „verkehrswichtige“ innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen.
Übrigens: Was viele nicht wissen: ist der benutzungspflichtige Radweg nicht geräumt, muss auf die (geräumte) und ggf. stark befahrene Straße ausgewichen werden. Aus Angst wird dann der Gehweg genutzt, was laut Bußgeldkatalog mit mind. 55 Euro bestraft werden kann und für Verärgerung der zu Fuß Gehenden sorgt. Also: Nicht warten, sondern anpacken!