Wie sicher lernen Kinder Radfahren in Leipzig? Studie zeigt Handlungsbedarf!
Radfahren ist für Kinder in Leipzig selbstverständlich – die Verkehrserziehung leider nicht. Neue Erkenntnisse zur Verkehrserziehung zeigen: Die Radfahrausbildung ist wichtig und beliebt, doch es fehlen Übungsplätze, Personal und klare Kommunikation.

Eine heute veröffentlichte Untersuchung zur Radfahrausbildung in Leipzig macht deutlich: Zwar gehört Radfahren für Kinder in der Stadt selbstverständlich zum Alltag. Doch die Bedingungen, unter denen sie das sichere Radfahren erlernen sollen, sind vielerorts unzureichend. Die Studie zeigt deutliche Defizite bei Übungsflächen, Personal und Informationswegen – und bestätigt damit den dringenden Reformbedarf.
Hohe Bedeutung – aber unzureichende Umsetzung
Die Radfahrausbildung ist fester Bestandteil des Lehrplans an sächsischen Grund- und Förderschulen. Während die Theorie im Unterricht vermittelt wird, sollen speziell geschulte Polizeikräfte die praktische Ausbildung übernehmen. Ziel ist es, Kinder so zu befähigen, sich sicher und selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen.
Fast alle Leipziger Kinder besitzen ein Fahrrad und nutzen es regelmäßig – häufig auch auf dem Schulweg. Dennoch haben nur 13 Prozent der Eltern ein gutes Gefühl, wenn ihr Kind allein am Straßenverkehr teilnimmt. Dieser Widerspruch zwischen Motivation und Sicherheitswahrnehmung zieht sich durch viele Ergebnisse der Studie.
Mangel an Übungsplätzen und qualifiziertem Personal
96 Prozent der Befragten halten die Radfahrausbildung für wichtig oder sehr wichtig. Gleichzeitig wird die Praxis als unzureichend bewertet. Kritisiert werden vor allem:
- zu geringe Übungszeiten
- fehlende pädagogische Begleitung
- wenig realitätsnahe Bedingungen
In einigen Schulen findet laut Umfrage gar keine praktische Ausbildung statt – meist aufgrund fehlender personeller Kapazitäten oder mangels geeigneter Übungsflächen.
Aktuell gibt es in Leipzig lediglich sechs Übungsplätze, von denen fünf auf Schulhöfen liegen und nicht öffentlich zugänglich sind. Einige Anlagen sind zudem sanierungsbedürftig oder schwer erreichbar. Für die zehn Leipziger Stadtbezirke ist dies eindeutig zu wenig. 69 Prozent der Eltern und 78 Prozent der Ausbilder sehen hier dringenden Handlungsbedarf.
Bereits 2022 beschloss der Stadtrat, geeignete Flächen zu suchen und eine wetterunabhängige Übungshalle zu errichten. Umgesetzt wurde dieser Beschluss bisher nicht.
„Damit alle Kinder sicher Radfahren lernen können, braucht Leipzig ausreichend Übungsplätze – idealerweise in jedem Stadtteil. Der Beschluss zur Übungshalle muss endlich umgesetzt werden“, fordert Anne Schumann, Vorstandsvorsitzende des ADFC Leipzig.
Informationsdefizite bei Eltern
Auch bei der Kommunikation bestehen Probleme:
71 Prozent der Eltern fühlen sich nicht ausreichend über Ablauf, Inhalte und Zuständigkeiten der Radfahrausbildung informiert. Viele wissen nicht einmal, wer an der Schule ihres Kindes die Ausbildung durchführt. Die Studie empfiehlt daher eine transparentere und frühere Kommunikation, etwa über Elternabende, Schulwebseiten oder eine zentrale Informationsplattform. Eine Übersicht bestehender Übungsplätze könnte ebenfalls Orientierung schaffen.
Trotz Mängeln: große Begeisterung bei den Kindern
Trotz der Defizite zeigt die Studie auch positive Aspekte:
90 Prozent der Kinder hatten Spaß an der Ausbildung, zwei Drittel der Eltern sind grundsätzlich zufrieden. Viele wünschen sich jedoch eine intensivere, praxisnahe Ausbildung – mit genügend Zeit und qualifizierter Anleitung.
Damit das gelingt, braucht es vor allem:
- gut geschultes Personal
- ausreichend praktische Übungszeiten
- zusätzliche Unterstützung durch gemeinnützige Organisationen
Wichtiger Beitrag zur Vision Zero
Eine qualitativ hochwertige Radfahrausbildung ist zentral für die Vision Zero – das Ziel, schwere und tödliche Verkehrsunfälle zu vermeiden. Kinder zählen im Straßenverkehr zu den besonders gefährdeten Gruppen. Eine solide Ausbildung verbessert nicht nur Regelkenntnis und Fahrtechnik, sondern auch das Einschätzen komplexer Verkehrssituationen.
„Leipzig braucht eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Radfahrausbildung – nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis“, fasst Daniel Obst von Verkehrswende Leipzig zusammen. „Jedes Kind sollte die Chance haben, sicher und selbstständig mit dem Rad unterwegs zu sein.“
Interaktive OpenStreetMap-Karte der Fahrradübungsplätze in Leipzig
Zur Pressemitteilung: leipzig.adfc.de/pressemitteilung/pm-studie-radfahrausbildung-in-leipzig-braucht-dringend-bessere-bedingungen