Bye, bye Radfahrverbot am Bahnhof! Hallo "verkehrsgrüne" Radspur!

Der Leipziger Hauptbahnhof soll endlich für den Rad- und Fußverkehr sicherer werden. Radfahrer*innen und Fußgänger*innen bekommen mehr Platz. Seit wenigen Tagen nimmt die Umgestaltung der Fahrbahnen Form an. Der Verkehrsraum wird neu aufgeteilt.

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Die vierspurige Fahrbahn vor dem Leipziger Hauptbahnhof wird umgestaltet und sorgt mit einer Neuaufteilung für eine Entschärfung des Unfallschwerpunktes. © Anne-K. Hutschenreuter

Endlich wächst der grüne Ring weiter, um mehr Platz für Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen vor dem Leipziger Hauptbahnhof zu gewährleisten. Leipzig will einen der zentralsten Verkehrsknotenpunkte sicherer machen. Wir haben schon sehr lang an dieser Stelle Druck gemacht und uns gefragt, wann diese unübersichtliche und gefährliche Zone endlich für den Radverkehr attraktiver wird! Yes, die Radspur vor dem Hauptbahnhof kommt im Mai 2023 – bis zum internationalen Fahrradkongress der velo-City soll der Bahnhof Besucher*innen mit mehr Übersichtlichkeit und attraktiver Fahrradinfrastruktur empfangen. Nach Ostern haben die ersten Arbeiten begonnen – zwei Fahrstreifen werden umgewidmet und der Radweg auf die Fahrbahn verlegt. Die zweite Spur dient dem Einfädeln von Bussen sowie Taxen. Die vierspurige Fahrbahn muss zum Wohl aller Verkehrsteilnehmer*innen weichen. Der Ring-Bereich vor dem Hauptbahnhof gehört mit 39.000 Fahrzeugen zu den verkehrsstärksten Straßen der Stadt. Allein zwischen 2020 und 2022 registrierte die Polizei auf diesem Ring-Abschnitt 24 Unfälle; die Situation zwischen Fußgänger*innen, die aus dem Bahnhof kommen, und Radfahrer*innen ist sehr unübersichtlich.

Mit der Neuorganisation wird auch der Konflikt zwischen Fuß- und Radverkehr in unmittelbarer Nähe der Fußgängerampeln abgeschwächt: Zwischen Bahnhof und der Zentralhaltestelle teilen sich Radfahrer*innen derzeit den Gehweg gemeinsam mit Fußgänger*innen. Gerade für Auswärtige ist diese Vorfahrtsregelung jedoch nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Auch die Ein- und Ausfahrten am Bahnhofsvorplatz führen derzeit noch zu kritischen Situationen, etwa, weil Fußgänger*innen und Radfahrer*innen gefährdet oder der fließende Kfz-Verkehr im rechten Fahrstreifen behindert werden.

In einem zweiten Schritt sollen an den Ampeln zudem die Aufstellflächen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen räumlich getrennt werden, so dass beide Parteien mehr Platz zum Warten haben. In der Zufahrt der Gerberstraße wird in den kommenden Monaten zudem eine so genannte Fahrradweiche angelegt. Dabei wird der Radverkehr in Mittellage geführt. Diese Spur wird so baulich abgesichert, dass Autos diese nicht frühzeitig überfahren können. Die Arbeiten sollen zum Jahresende abgeschlossen sein.

Thomas Dienberg, Baubürgermeister Stadt Leipzig: "Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Verkehrssicherheit an dieser Stelle künftig für alle Verkehrsteilnehmer wesentlich zu erhöhen. Zudem räumen wir dem Fuß- und Radverkehrs endlich mehr Raum ein, genau wie es uns der Stadtrat mit der Mobilitätsstrategie 2030 ins Lastenheft geschrieben hat. Es freut mich besonders, dass der Bereich vorm Hauptbahnhof mit der Neuorganisation auch für den Kfz-Verkehr nicht zum Nadelöhr wird."

Robert Strehler, Vorsitzender ADFC Leipzig: "Nachhaltige Mobilität und lebenswerte Städte gehören unweigerlich zusammen und erfordern ein Umdenken in unseren autozentrierten Städten. Wir fördern die städtische Lebensqualität nur, indem wir den bereits vergebenen Platz für Autospuren, parkende Autos neu auf- und gerechter verteilen. Dazu gehört eben auch, dass man sich nicht nur kleinteiligen Verbesserungen widmet, sondern auch an großen Knotenpunkten nachhaltige Mobilität fördert. Der Leipziger Hauptbahnhof ist eben ein zentraler Verkehrsknotenpunkt und ein wichtiger Anlaufstelle für Berufspendler*innen, Touristen und Reisende. Die bisherige Situation ist für alle Verkehrsformen unübersichtlich und gefährlich. Es geht nicht darum, Autos zu verbieten oder jemandem etwas wegzunehmen, sondern den Platz gerecht und vor allem für alle sicher neu aufzuteilen. Aufstellflächen für zu Fuß gehende Personen sind zu schmal und einen Radweg auf der Bahnhofsseite sucht man vergebens. Durch den Ausbau von Radspuren wird der Zugang zum Bahnhof nicht nur für Radfahrende sicherer und bequemer, was insgesamt zu einer Verbesserung des Verkehrsflusses und der Verkehrssicherheit beiträgt. Hier profitieren alle. Auch, wenn es verständlicherweise sehr komfortabel für das KfZ ist über den Ring zu fahren, passiert das leider auf Kosten der anderen Verkehrsteilnehmenden. Wir sehen auch ganz klar keine Beeinträchtigung für den Wirtschafts- und Rettungsverkehr hierzu gibt es weder Daten noch Erhebungen, die solche Befürchtungen belegen. Dies ist ein gemeinsamer Prozess und verstopfte Städte und Staus sind kein durch zu Fuß gehende, Bahnreisende oder Radfahrende verursachtes Problem. Hier sind wir alle in der Pflicht für Gerechtigkeit zu sorgen und eine Vorbildrolle einzunehmen!"

Mehr zur Meldung der Stadt Leipzig "Stadt entschärft Unfallschwerpunkt am Hauptbahnhof" unter: https://www.leipzig.de/news/news/stadt-entschaerft-unfallschwerpunkt-am-hauptbahnhof


https://leipzig.adfc.de/neuigkeit/bye-bye-unuebersichtlichkeit-am-bahnhof-hallo-verkehrsgruene-radspur

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